Die Grabkultur ist eine Jahrhunderte alte Tradition. In unserer modernen, individualisierten Gesellschaft macht das Bedürfnis, aus den Traditionen auszubrechen, jedoch auch vor der Grabkultur nicht halt. Die Säkularisierung – die Trennung von Kirche und Staat einerseits, aber auch die Loslösung der Menschen aus religiöser Gebundenheit – beschleunigt diesen Prozess. Dementsprechend sind in den letzten Jahren mehr und mehr auch alternative Bestattungsformen entstanden.

Andere Bestattungsformen im Überblick

 

Urnennische (Kolumbarium)

Die meisten Friedhöfe bieten Urnennischen oder Urnenwände als pflegefreie Grabstätten und Alternative zu den klassischen Bestattungstypen an. Sie sind oft aus Sichtbeton gefertigt und mit Naturstein verblendet. Meist gibt es auch Doppelnischen für Partner, wobei in diesem Fall die Frist für die Grabruhe üblicherweise erst zum Zeitpunkt der Belegung mit der zweiten Urne zu laufen beginnt. Urnennischen sind also im Gegensatz zu den nachfolgenden Alternativen nicht anonym. Die Urnen sind in einer Art «Schliessfach», dass nicht geöffnet werden kann, bestattet und die Urnenwände mit den Daten des Verstorbenen beschriftet. Nicht selten befindet sich vorne am Fach eine Art Sims, auf dem es möglich ist, temporär, zum Beispiel am Jahrestag, Geburtstag etc. des Verstorbenen ein kleine, florale Erinnerung, eine Grabkerze oder Ähnliches hinzustellen.

In vielen Friedhöfen gibt es ausserdem Urnenwände, bei denen die Urnen an der Basis der Wand im Erdreich beigesetzt werden. Die Beschriftung ist an der Wand und einheitlich geregelt. Gebräuchlich sind dafür Naturstein- oder Metallplatten. Die Rabatte vor der Wand wird ebenfalls einheitlich bepflanzt. Es besteht also keine Möglichkeit für individuelle Bepflanzungen. Für die Ehrerbietung während besonderen Gedenkterminen ist es üblich, dass vor das Beet temporär kleinere Pflanzen, Schalen oder dergleichen platziert werden.

Die für Urnen geltende Ruhezeit gilt auch für Urnen, die in Urnennischen und Urnenwänden beigesetzt werden. Nach Ablauf dieser Frist wird die Asche gewöhnlich ohne Urne im Gemeinschaftsgrab beigesetzt. Die Angehörigen können aber auch die Herausgabe der Urne und/oder der Beschriftungstafel verlangen.

Gemeinschaftsgrab

Gemeinschaftsgräber sind auf den Friedhöfen oft an zentralen Rasenflächen angelegt. Das Wesen eines Gemeinschaftsgrabes bedingt, dass die Hinterbliebenen nicht wissen, wo die Asche – mit oder ohne Urne – genau beigesetzt wurde. Im Gegensatz zu den Gräbertypen, bei denen die Urne eindeutig identifiziert werden kann, sind Umplatzierungen von Urnen in Gemeinschaftsgräbern deshalb nicht mehr möglich, weil eine Grabstätte für mehrere oder viele Urnen verwendet wird. Auf manchen Friedhöfen existieren auch Gemeinschaftsgräber, bei denen die Urnen nach einem Plan beigesetzt werden und somit bei der Verwaltung bekannt ist, wo die Urne des jeweiligen Verstorbenen zu finden ist. Kleine Schilder, Platten oder Metallbänder tragen die Namen der Verstorbenen und ermöglichen es Hinterbliebenen, ihrer Trauer durch den Besuch dennoch Ausdruck zu verleihen. Es gibt aber auch komplett anonyme Bestattungen, bei welchen die Angehörigen weder einen konkreten Ort als Grabmal kennen noch eine eigentliche Trauerzeremonie stattfindet.

Wichtig: Der Entscheid, zugunsten eines Gemeinschaftsgrabes auf ein individuelles Grab zu verzichten, kann nicht rückgängig gemacht werden. Im anonymen Gemeinschaftsgrab werden auch Verstorbene beigesetzt, bei welchen keine Angehörigen bekannt sind. Die Kosten für den Unterhalt der Grabflächen von Gemeinschaftsgräbern werden von der Gemeinde übernommen.


Baumgrab

Ein Baumgrab oder Urnenwaldgrab kann auf dem Friedhof oder in einem dafür vorgesehenen Waldstück sein. In der Schweiz müssen Urnen nicht zwingend auf einem Friedhof beigesetzt werden – im Gegensatz zur Situation in Deutschland. Angehörige können die Urne also auch nach Hause nehmen, die Asche aufbewahren, verstreuen oder im Garten beisetzen. Da Gräber aber nicht nur für die engsten Angehörigen ein Ort des Abschieds und der Erinnerung sind, ist ein solcher Schritt gut zu überlegen. Einige Gemeinden bieten die Möglichkeit, die Asche von Verstorbenen angrenzend an ihren Friedhof im Wald beizusetzen. Der Wald muss allerdings unverändert bleiben, was bedeutet, dass weder Beschriftungen noch Wege angelegt werden dürfen. In jüngster Zeit bieten auch immer mehr Friedhöfe die Bestattungsart des Baumgrabes an. Interessierte Personen oder Familien können sich ihren Baum individuell aussuchen und es können mehrere Beisetzungen pro Baum stattfinden. Zudem gibt es auf Baumgräber spezialisierte Unternehmen. Wer sich seine eigene Bestattung in dieser Form wünscht, hat sich zu Lebzeiten meist intensiv mit dem Thema Baumgrab auseinandergesetzt. Er sollte seine Angehörigen unbedingt in diese Entscheidung mit einbeziehen. Sind keine Angehörigen da oder gelingt es nicht, mit den Angehörigen einen Konsens zu finden, kann der Betroffene seine Willensäusserung für ein Baumgrab beim Bestattungsamt oder den anderen Anbietern hinterlegen und sogar den Baum reservieren lassen, den er sich wünscht.


Wiesengrab

Beim Wiesengrab – einer sehr naturnahen Bestattungsform, die manche Friedhöfe anbieten – wird die Asche – mit oder ohne Urne – auf einer Wiesenfläche beigesetzt. Das Wiesengrab kann ganz anonym sein, oft aber erinnert eine schlichte, flache Steinplatte, ein kleiner Steinkubus oder eine Metallplatte mit den Inschriften an den Verstorbenen. Da Wiesengräber mit liegenden Platten einfach übermäht werden können, werden die verschiedenen Typen zur einfacheren Bewirtschaftung oft räumlich getrennt. Der Unterhalt für Wiesengräber wird von der Gemeinde getragen. Privater Blumenschmuck ist in der Regel nicht vorgesehen und kann jederzeit abgeräumt werden.